Alles fließt.
Darüber was Zeit ist, philosophieren die Menschen seit Anbeginn. Den alten Griechen war `Kronos´ (die Zeit) der `Göttervater´, der seine Kinder, die er mit `Gea´ zeugte, nach ihrer Geburt verschlang, was ihnen die Vergänglichkeit der Dinge erklärte. Plato schaute die Zeit als ewige Brücke zwischen Materie und Ideal.
Heraklit (ca. 500 v.Chr.) sah die Welt in ständigem Werden begriffen und die Zeit als irreversiblen Ablauf wie der Strom eines Flusses. Der Betrachter am Ufer dieses `Zeitstromes´ sieht das Wasser kommen (Zukunft), die Stelle an der er steht passieren (Gegenwart) und vorüber strömen (Vergangenheit). Welcher Quelle entspringt dieser Fluss? Wo mündet er? Wann erreicht er das Meer der Ewigkeit? Von dem wirklich lebendigen Erleben der `Allgegenwart´ im Hier und Jetzt hält den Menschen nur sein Sorgen um die Zukunft und das Verhaftetsein am Vergangenen ab.
Zeit und Raum als Illusion
Oder ist Zeit, wie Parmenides (ca. 500 v.Chr.) vermutet, nur eine Illusion des menschlichen Bewusstseins, um das an sich unveränderliche Sein individuell verschieden und subjektiv wahrzunehmen? Dies jedenfalls ist auch die Anschauung der altindischen Rishis, die in den uralten Veden, die menschliche Illusion von Zeit und Raum das „Göttliche Spiel“ (=lila) nannten.
Alle physikalischen Gesetze basieren auf den Grundkonzepten von Raum und Zeit, denn sie gelten als die Ordnungskriterien für alles, was in unserer Welt geschieht. Der von Euklid definierte dreidimensionale Raum, in dem eine Gerade die Zeit als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft darstellt, behielt als Konzept für die Beschreibung der Wirklichkeit der Welt Gültigkeit für die klassische, abendländische Physik bis zum Jahre 1905, als Albert Einstein postulierte, dass das Maß der Zeit – wie das des Raumes – immer in relativer Beziehung zum Betrachter stehe. Die Relativitätstheorie revolutionierte also die klassische Vorstellung der Physik eines universell gültigen Zeitrahmens. Zeit wurde nun nicht mehr als eigenständige Größe betrachtet, sondern in inniger und untrennbarer Verbundenheit mit dem Raum, als vierdimensionales Raum-Zeit-Kontinuum gesehen. Ereignisse passieren nicht, sondern man begegnet ihnen auf dem Weg durch diese Dimension. Daraus folgt, das alle Ereignisse des Universums, die jemals waren und sein werden, in diesem Augenblick – gerade jetzt – stattfinden, und es liegt allein an der räumlich-zeitlichen Entfernung des Wahrnehmenden, wie lange vergangen oder wie weit in der Zukunft ihm dieses Ereignis erscheint. Diese Erkenntnis beflügelte insbesondere viele Autoren von Science-Fiction-Romanen zur Entwicklung phantastischer Zeitmaschinen, in denen sie ihre Helden auf abenteuerliche Zeitreisen schicken.
Die neue Physik nähert sich in der Quantentheorie und den Entdeckungen im sub-atomaren Bereich, die einen nahtlosen Übergang kleinster Materieteilchen in nichtmaterielle Energie postulieren, der jahrtausendealten göttlich inspirierten spirituellen Weisheit an.
Dieser Erkenntnisschritt der modernen Physik verdeutlicht immer mehr, dass das Weltall tatsächlich nicht eine Maschine ist, wie man lange annahm, keine chemische Retorte, wie man dann mutmaßte, und es auch durch keine planlose Zufälligkeit entstanden, sondern vielmehr ein schwingendes, fraktales Energiefeld ist, das eher der Gedanke eines Höchstbewusstseins zu sein scheint, „dem es gefällt sich Seine Schöpfung durch uns Menschen anzuschauen.“ (Meister Ekkehard)
Jenseits von Raum und Zeit
Doch der Frage nach dem, was hinter Raum und Zeit liegt, stehen die Physiker und Philosophen wissenschaftlicher Weltsicht heute im allgemeinen immer noch recht planlos gegenüber, wohingegen auch hier das vergessene ganzheitliche Weltbild und die überlieferte spirituelle Weisheit der Religionen und Mysterien aller Kulturen, jedem, der es wissen will, bereits seit Jahrtausenden bereitwilligst Antwort gibt. Zentraler Bestandteil der Lehren Altägyptens, des Hinduismus, Buddhismus, Taoismus so wie der Jüdisch-Christlichen Mystik ist ja gerade die Transformation des Bewusstseins über die Grenzen von Raum und Zeit und denen des Todes hinaus: das Eins-mit-Allem-Sein im Hier und Jetzt.
Die empirische Wissenschaft“ (ein Konglomerat tausender Fachbereiche mit separaten Fachsprachen, die einander nicht mehr verstehen), anerkennt seit der Zeit der sogenannten „Aufklärung“ nur das als „wissenschaftlich“, was in Versuchen wiederholbar und durch Formeln empirisch beweisbar ist. Dies krankt allerdings schon vom Ansatz daran, dass sie ohne einen Gott, der sich partout in keine Formel pressen lässt, auskommen will. Darum verwundert es nicht, dass dort, wo das göttliche Leben in den Berechnungen ausgespart wird, im Ergebnis immer etwas statisch Lebloses herauskommt. Auf einen geistigen Sinn und Plan der Schöpfung bezogen, muss das wissenschaftliche Prinzip des Zählens, Messens und Wiegens wirkungslos bleiben, weil der Verstand nichts von Ewigkeit versteht – und noch weniger von Liebe.
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Andreas Klinksiek
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